Erfolgsgeschichte

Auch wenn Sie sich manchmal überfordert fühlen

und keine Lösung sehen oder Angst haben,

es lohnt sich dranzubleiben

Anna, 37 Jahre, Betriebswirtin

 

Als sie in die Praxis kam, war sie 24 Jahre alt und BWL-Studentin. Äußerlich wirkte sie sehr attraktiv, selbstbewusst und war modisch gekleidet. Ihre Ziele für die Therapie waren, zu klären, warum sie Angst und Panik vor Sex (seit der Pubertät) hat, dass sie ihre Hemmungen überwinden und sich in ihrem Körper wohlfühlen möchte. Sie sagte, sie habe keine Vertrauensperson, mit der sie reden könne. Leider hatte sie in der Pubertät und als junge Erwachsene die Erfahrung gemacht, dass Dinge, die sie Freundinnen anvertraut hatte „breitgetreten wurden“ – wie sie es damals nannte. D. h. sie wurde von vertrauten Personen bloßgestellt. In Ihrem Elternhaus war Sex ein Tabuthema, es gab viele Schamgefühle seitens der Mutter und sie fühlte sich nicht wirklich aufgeklärt. Ihre Kindheit beschrieb sie dennoch als sehr schön, mit einem guten Familiensystem und Zusammenhalt.

 

Alles rund um das Thema Sex war ihr extrem peinlich und es dauerte eine Zeit, bis sie auftaute und darüber sprechen konnte. Das Vertrauen wuchs langsam und sie hatte dann keine Angst mehr, dass ich sie bloßstelle, wie sie es früher leider erfahren hatte.

 

Da sie zu Beginn der Therapie noch Jungfrau war, war sie sehr unter Druck, dass ihr Partner, mit dem sie damals schon ca. drei Jahre zusammen war, bald nicht mehr mitmacht und sie verlassen könnte. Sie würden sich insgesamt aber sehr gut verstehen. Beim ersten Freund mit ca. 14. Jahren ging es nicht, dass er in sie eindringen konnte. Sie war schon damals unter Druck, weil angeblich alle Freundinnen schon Sex (also mit eindringen) gehabt hätten. Sie erzählte es ihrer damals besten Freundin und diese erzählte es in der ganzen Clique rum. Das war ihr sehr peinlich und es kränkte sie sehr. Damals fing das Drama an.

 

Die Frauenärztin konnte sie nicht untersuchen, nur dort auf dem Untersuchungsstuhl zu sitzen, löste schon Panik in ihr aus. Diese sagte ihr dann, dass sie wohl mal jemand brauchen könne zum Reden.

 

Nach der ersten Therapiestunde hatte sie Muskelkater, so sehr hatte sie sich angespannt, als sie über das Thema Sex sprach. Ich hatte ihr damals geraten Yoga oder Feldenkrais o.ä. zu machen, um ihr Körpergefühl für sich selbst zu verbessern und um Entspannung zu lernen. Sich selber genital zu berühren, fand sie eklig und wenn ihr Freund ihren Busen berührte fragte sie sich was das soll. D.h. sie spürte nichts. Ich habe ihr mit ihrem Partner geraten, mit einem Sexverbot zu beginnen, also keinerlei genitale Berührung, was beide entlastete und so konnten sie lernen miteinander zu entspannen. Allein das Wort Sex auszusprechen hat sie in der Anfangszeit Mühe gekostet. Sie hat dann angefangen im Internet über Vaginismus zu lesen und war erleichtert, weil klar wurde, dass es viele andere Frauen gibt, die davon betroffen sind. Vorher hatte sie sich damit sehr allein gefühlt. Immer wieder gab ich ihr Hausaufgaben mit, die auch hier im Buch beschrieben sind. Becken Dozen, sich selbst am Po, Busen und genital berühren, Beckenbodentraining, Atemübungen etc. Sie kam dann langsam zu mehr Leichtigkeit, häufig flossen Tränen. Glücklicherweise machte der Freund gut daheim mit. Bei ihrem Vaginismus waren stark die Oberschenkel beteiligt, d.h. sie zitterten stark. Es brauchte eine lange Annährungsphase an ihre Schenkel, die immer wieder so schnell in Stress kamen und zitterten, wenn ich sie berührte. Nur langsam gewöhnte sie sich an Berührungen/Massagen (erstmal mit Jeans). Dann konnte sie immer mehr loslassen, vertrauen und sogar genießen. Das hat aber wirklich lange gedauert. Ihre Hausaufgaben waren damals häufig ihre eigenen Schenkel zu berühren und zu massieren. Es habe ihr als Kind niemand vermittelt, dass sie ihren Körper mögen darf.

 

Ihre Mutter hat sie als Kind als übergriffig oder „eindringend“ wahrgenommen. Nun machte es ihr fast Spaß mit dieser zickig zu sein und zu merken, dass sie in der Pubertät viel zu lieb und angepasst gewesen war, um die Mutter zu schonen. So wollte sie z.B. nicht mehr dauernd von ihr „meine Kleine“ genannt werden. Immer mehr lernte sie sich konstruktiv abzugrenzen, was ihr sehr guttat. Als wir mit dem „Jelly fish“ arbeiten war sie erleichtert, dass sie es selber zulassen konnte zu zittern und auch aufzuhören, wenn sie möchte. Beim Vaginismus kannte sie, dass die Beine so zitterten vor lauter Stress, dass sie es nicht kontrollieren konnte.

 

Zu der Zeit kam der Schmerz hoch, dass der erste Freund mit 14 Jahren in der Clique rumerzählte, dass sie nicht die „Beine breit gemacht habe“. Das war eine große Überforderung und Stress für sie als Pubertierende. Das Erlebnis war schmerzhaft und sie war nun endlich wütend auf diesen „Scheißkerl“, der sicherlich selbst unsicher gewesen war und „tapsig“ oder ungeschickt gehandelt hatte.

 

Nackt sein in der Wohnung (es war Sommer) bzw. nur ein Tuch umbinden oder nackt schlafen (also auch ohne Unterhose), war zuerst eine echte Herausforderung. Mit der Zeit wurde es aber immer normaler und entspannter. Nackt Yoga machen war eine echte Überwindung, aber wie meistens ging sie mit Neugier und voll motiviert dran. Die Motivationslöcher kamen erst später. Nach ca. fünf Monaten wurde es dann möglich Tampons zu benutzen. Das hat Sie sehr erleichtert und sie war richtig stolz auf sich. Es hatte einige Anläufe gebraucht, bis das möglich wurde.

Da sie auch Prüfungen hatte und dann von der Firma übernommen wurde, war sie teilweise sehr im Stress und kam insgesamt immer mal wieder bis zu drei Monate nicht in die Therapie. Erst danach haben wir weiter daran gearbeitet, dass sie endlich ihren Frust und ihre Wut auf diesen ersten Freund wirklich zulassen und auch körperlich ausdrücken konnte.

 

Zu der Zeit war sie oft traurig, weil so viele Paare um sie herum heirateten und Kinder bekamen und sie sich so weit davon entfernt fühlte. Andererseits traute sie sich mehr den Penis ihres Freundes sich mal wirklich anzuschauen und auch sich selbst mehr an der Vulva und Vagina zu berühren. Den Finger in die Scheide einführen löste damals aber noch Schwindel aus.

Dann kam die Phase, wo sie anfing mit den Dilatoren zu üben, teilweise hat sie auch Möhren benutzt, weil es ihr nicht so steril vorkam. Es war ein Hin- und Her. Mal ging es, mal wieder nicht, was sie extrem frustrierte. Aber über einige Zeit hin wurde es dann zunehmend leichter. In dieser Phase wurde sie neugieriger und hat angefangen sich selbst kennenzulernen und sich zu befriedigen. Meist lag sie zuerst in der Badewanne und verwöhnte sich so, wenn der Freund auf Geschäftsreise und sie allein in der Wohnung war. Ihre Angst vor Sex wurde langsam weniger und sie erlebte mit dem Freund auch zunehmend lustvolle Begegnungen, die aber weiterhin ohne eindringen waren. Allerdings durfte der Penis nun mal an der Vagina „hallo sagen und anklopfen“.

 

Dann haben wir mit ihrem Horrorbild gearbeitet und sie hatte sich getraut auch daheim weiter daran zu arbeiten und es gemalt. Sie sah sich in einer großen Blutlache, mit einem ansonsten weißen Laken, wenn er das erste Mal eingedrungen war – alles total peinlich und es war klar, der Freund würde dann fliehen. Mir dieses Bild zu zeigen war sehr emotional, so viele Tränen, so viel Kummer. Sie konnte dies dann kreativ umwandeln und hat sich viel mit der Farbe Rot beschäftigt und sich mit dieser angefreundet. Ihre Hausaufgabe war rote Unterwäsche zu kaufen und auch zu tragen, eine rote Kerze, rote Blumen etc. Auch die Verbindung damit, dass alle Frauen auf der ganzen Welt Periodenblut kennen und es zeigt, dass der Körper gesund ist und normal gut funktioniert, hat ihr geholfen. Später malte sie noch andere Bilder mit der Farbe Rot, ihre Angst damit auszudrücken war hilfreich. Ein rotes Freudebild hat sie mit viel Überwindung dann ihrem Freund gezeigt und erzählt, was es für sie bedeutet. Ihr Freund hat wunderbar reagiert und sie war sehr erleichtert. Insgesamt hat sie durch die Atemübungen und Massagen immer mehr gelernt, wie sich Entspannung im Körper anfühlt.

 

Eine ihrer Aussage damals war „Sex könnte mein neues Hobby werden“. Sie hat mehr ausprobiert und fand es immer schöner und traute sich auch mit ihrem Freund zu reden und ihm zu sagen, was ihr Lust bereitete. Dann kam immer mehr Lockerheit und Freude in das Thema. Allerdings kam dann auch der Druck von außen. So fragte ihre Oma, wann sie denn diese „wilde Ehe“ nun beenden und endlich heiraten. Sie vermutete aber, dass ihr Freund nicht „die Katze im Sack“ kaufen und erst „richtig“ Sex haben wollte, bevor er sie heiraten möchte. Nach außen zu den Freunden und Freundinnen, war es immer noch so, dass niemand von ihrem Geheimnis wusste, nur der Partner und ich. Sie spielte also eine Art Rolle, weil sie den Schein wahren wollte und alle sie als zunehmen erfolgreich im Job wahrnahmen und alle dachten, sie hätte eine „ganz normale Beziehung“.

 

Ihr Perfektionismusdruck im Job wurde immer stärker und ihr Chef forderte sie sehr. Sie fing an sich mehr und mehr zu beobachten, bei was sie sich sonst noch Druck machte, also nicht nur bei dem Thema „ich muss doch jetzt endlich richtig Sex haben können“.

 

Sie konnte nun zulassen, dass ihr Freund ca. vier Zentimeter in sie eindringen konnte. Ihr Plan war, zehn Tage durchfeiern, wenn „es“ geklappt hat. Darauf würde sie sich schon freuen. Die zwei hatten Spaß im Bett und haben weiter Sex geübt. Es gab aber auch wieder eine Frustphase, weil es einfach nicht weiterging, es nicht möglich war, ihn einzulassen. Sie krampfte, wenn er eindringen wollte und sie hatte wochenlang gar keine Lust auf Sex und hat ihn vermieden. Nach diesen Durchhängern stieg sie wieder ein und fing wieder an mit den Möhren zu üben. Sie war froh, als es immer besser ging, diese einzuführen. Als es funktioniert hat eine dicke Möhre das erste Mal tief einzuführen hat sie vor Erleichterung geweint.

 

Dann hat ihr Freund ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie war überglücklich und strahlte. Dass er sie „trotzdem“ will, berührte sie sehr und hat ihr Vertrauen gestärkt. Sie hatten eine große Hochzeit mit viel Aufwand, toller Lokation und alles war richtig schön. Auf der Hochzeitsreise kamen sie dann nach den ganzen Vorbereitungen und zusätzlichem Stress im Job endlich zur Ruhe und dort konnten sie das erste. Mal miteinander schlafen. Sie haben beide geweint vor Erleichterung und dann zusammen getanzt und gelacht und sich sehr gefreut – endlich, endlich, endlich! Sie war so stolz und ihre Aussage „wie wenn Tonnen von meinen Schultern geplumpst wären“ spricht für sich. Sie meinte Wochen später, dass es ein großer Zugewinn an Lebensfreude sei, weil sie sich nicht mehr dauernd damit beschäftige, warum sie es nicht kann.

 

Heute schreibt sie selbst mit 37 Jahren:

 

Ich bin nicht mehr verheiratet und auch nicht mehr in Stuttgart. 2016 habe ich mich von meinem Mann getrennt. Ich kann nicht sagen, dass es an unserer Sexualität lag, sondern es gab viele andere Gründe. Ende 2018 habe ich dann einen kompletten Neustart gemacht. Job geschmissen, Wohnort gewechselt, alte Zelte komplett abgebrochen. Nun lebe ich in Hamburg mit einem neuen Mann und es ist einfach nur schön.

 

Das Thema Druck merke ich immer wieder, es hat mich seit meiner Jugend begleitet. Es fing beim Vaginismus an und färbte auf viele Lebensbereiche ab. Ich muss, ich muss, ich muss. Seitdem ich bei Ihnen gelernt habe loszulassen, mich fallen zu lassen, zu vertrauen, vor allem auf mich zu vertrauen, geht es mir deutlich besser. Mein neuer Freund weiß nichts von meiner Vorgeschichte. Ich muss es ihm auch nicht erzählen, weil es nichts mehr mit uns zu tun hat. Wir haben ein schönes Sexleben, ohne Druck, dass es funktionieren muss. Ich denke nicht mehr daran mich zu verkrampfen und ich verkrampfe auch nur ganz selten. Da muss ich wirklich einen schlechten Tag haben. Und selbst wenn es so ist, dann ist es so. Dann klappt es halt nicht. Egal. Dann lachen wir drüber und Ende. Keine Diskussion. Kein traurig sein. Gar nichts.

 

Rückblickend ärgere ich mich, dass ich mir nicht früher Hilfe geholt habe. Ich habe es jahrelang rumgetragen und vertuscht. Mit niemanden drüber gesprochen, anfangs nicht mal mit meinem damaligen Freund. Dachte irgendwann geht das schon, klappt das schon, es muss klappen. Dass sich dadurch immer mehr Druck angestaut hat, wollte bzw. konnte ich nicht sehen. Und dass es dann nochmal fast die gleiche Zeit dauerte, um den Druck wieder loszuwerden, hatte ich auch nicht kommen sehen. Manchmal denke ich, was für eine verschwendete Zeit. Hätte ich mich eher jemand anvertraut und hätte ich mir eher Hilfe genommen, wer weiß, wie es heute wäre?! Aber der Gedanke ist auch schnell wieder weg. Ich war damals irgendwie eine andere Person aber irgendwie auch wieder nicht bzw. war das "damals" eine andere Person. Ich bin so viel stärker und mutiger geworden. Ich löse meine Probleme direkt, ohne sie lang aufzuschieben. ich geh viel offener mit Problemen und auch mit dem Thema Sex um. Ich vertraue wieder und das ohne Wenn und Aber.

 

Ich habe eine richtige "Transformation" durchgemacht. Eigentlich zweimal. Einmal als ich mich von einer eigentlich glücklichen Jugendlichen in die Enge hab treiben lassen und mich total zurückgezogen hatte. Und dann wieder der Kampf da raus um genau die glückliche Person zu werden, die ich eigentlich bin. Ich bin ein von Grund auf positiver Mensch, nur gab es leider viel zu viele Jahre, wo ich den Teil nicht mehr kannte.

 

Ich habe viel bei Ihnen gelernt, mich hat viel geprägt, was wir besprochen und geübt haben. Das wird mir jetzt nochmal klar. Von daher sage ich gerne nochmal DANKE!

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Sabine Schmidt
Strohberg 42
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